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Veröffentlicht am: 02.06.16

„Sportdiät“ für Midlumer Bürger

Turnhalle bleibt voraussichtlich bis Herbst geschlossen – Bauamtsleiterin: Ausmaß des Schadens war nicht von Anfang an klar

Von Heike Leuschner

Midlum. Mit einer „Sportdiät“ wider Willen sind derzeit die Midlumer konfrontiert: Seit Februar können Schul- und Kindergartenkinder sowie der 700 Mitglieder zählende Sportverein die einzige Turnhalle im Dorf nicht mehr nutzen. Grund ist ein Wasser- und Heizungsschaden, dessen volles Ausmaß nach Auskunft der Gemeinde erst nach Ostern feststand.

„Es ist schon ärgerlich, wenn man als Verein keine Sporthalle hat“, sagt die Vorsitzende des TSV Midlum, Ute Puschies. Etliche Sportangebote konnten in umliegende Turnhallen (Cappel, Mulsum) verlegt werden. Andere wie Einrad, Fitness-Sport, Turnen im Kindergartenalter und das Eltern-Kind-Turnen fallen seit Monaten aus. Der Gemeinde wolle sie deshalb aber keine Vorwürfe machen. „Die kümmern sich und halten uns auf dem Laufenden.“

Vereinsaustritte habe es wegen der geschlossenen Turnhalle noch nicht gegeben, sagt Puschies. Allerdings hätten einige um Rückerstattung ihrer Vereinsbeiträge gebeten. „Das sieht unser Haushaltsplan natürlich nicht vor“, erklärt die Vereinsvorsitzende.

Zuständig ist die Gemeinde Wurster Nordseeküste als Eigentümerin der gut 30 Jahre alten Immobilie. Als der Heizungsschaden im Februar aufgetreten war, sei das Bauamt zunächst von einem kleineren, schnell zu behebenden Defekt ausgegangen, berichtet Bauamtsleiterin Norma Warncke. Um das Leck in der Fußbodenheizung zu orten, sei ein Teil des Hallenbodens aufgenommen worden. „Weil unter dem Schwingboden Mineralwolle aus krebserregenden Fasern gefunden wurde, konnte der Boden nicht einfach wieder geflickt werden“, erklärt Warncke. „Gesundheit geht vor.“

Nach diversen Untersuchungen stand nach Ostern fest: Der Hallenboden muss erneuert werden. Die Reparaturkosten, die Warncke grob mit 100000 Euro beziffert, stünden trotz angespannter Haushaltslage zur Verfügung. Repariert werden soll der Boden eigentlich in den Sommerferien. Doch die Bauamtsleiterin bezweifelt, dass die Gemeinde noch Fachfirmen findet, die in der stark gefragten Zeit nicht bereits ausgebucht sind. Im Moment gehe sie eher davon aus, dass die Turnhalle ab Herbst wieder genutzt werden kann.

Eine lange Zwangspause, unter der auch die Grundschule leidet. Zum einen, weil der Sportunterricht in der kalten Jahreszeit auf Bewegungsspiele im Freien reduziert werden musste, berichtet die kommissarische Schulleiterin Elke Heimbüchel. Zum anderen, weil die Turnhalle gleichzeitig als Schulaula für Veranstaltungen genutzt wurde. Die Kirche hat der Schule nun Räume für die Entlassungsfeier der Viertklässler angeboten. „Darüber sind wir natürlich froh“, sagt Heimbüchel.

Größere Probleme sieht sie bei der Einschulung im August auf die Schule zukommen. „Dafür reichen die Räume der Kirche wahrscheinlich nicht aus“, gibt die kommissarische Schulleiterin zu bedenken. „Wir sind dabei, das Problem zu lösen“, erklärt Fachbereichsleiter bei der Gemeinde, Wilhelm Flaswinkel, der sich um „geeignete Behelfsräumlichkeiten“ kümmern will. Das könnte unter Umständen auch ein Festzelt sein.

Dass die geschlossene Turnhalle für Unmut im Dorf sorgt, wurde vor wenigen Tagen auch beim ersten Midlumer SPD-Klönschnack im „Milmer Treff“ deutlich. „Da wollen wir junge Familien nach Midlum ziehen und sind über Monate nicht in der Lage, einen Wasserschaden zu beheben“, schimpfte Carsten Erdmann. Dieses Problem spalte das Dorf, betonte der Vorsitzende des Schulvereins.

Die Turnhalle hinter der Grundschule ist der einzige überdachte Ort für sportliche Aktivitäten im Dorf – für Schule, Kindergarten und Sportverein.


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