Abo Anzeigen Service Über uns


ï»żï»żï»ż

Veröffentlicht am: 11.12.20

Das GeschÀft mit dem Leerstand

Seit Oktober arbeiten die Leiterin des Bremerhavener Stadtmarketings und ihr Chef Dr. Ralf Meyer am Aufbau, seit November ist mit Laura Kottsieper tÀglich eine feste Projektassistentin im Einsatz. Hauptaufgabe: Detektivarbeit. Recherche.

Wem gehört die Immobilie mit dem Leerstand? Wie ist sie ausgestattet? Möchte der Inhaber zwischenvermieten? Kann ein Exposé angefertigt werden? Gibt es bereits einen Makler? Viele Fragen sind zu klÀren.

Das Gebiet umfasst die FußgĂ€ngerzone und ihre Nebenstraßen von der Deichstraße bis zur Lloydstraße, das Mein-Outlet, das Columbus-Shopping-Center sowie die angrenzenden Straßen bis zu den Havenwelten auf der einen und der Großen Kirche auf der anderen Seite.

„Bei einigen mussten wir schon lĂ€nger nachforschen“, sagt Halves-Volmer, die fĂŒr Anfragen bei Inhabern in Luxemburg sogar Französischkenntnisse abrufen musste. Nicht jede Immobilie gehörte einer stĂ€dtischen Wohnungsgesellschaft wie der StĂ€wog, den Elbe-Weser WerkstĂ€tten oder anderen Vermietern, die in Bremerhaven ansĂ€ssig sind.

Aktuelle LeerstĂ€nde in der FußgĂ€ngerzone seien erfasst, fotografiert und aufgelistet. Eine interaktive Karte zeigt auf der Seite im Netz die Standorte. Die Liste verĂ€ndere sich stĂ€ndig, aber „um die 20 LeerstĂ€nde verzeichnet die ,BĂŒrger‘“, etwa acht das Columbus-Shopping-Center.

Die LeerstĂ€nde im Center und im Outlet wĂŒrde man zwar erfassen, aber die Vermietung sei dort dank der Manager in guten HĂ€nden. Das sei etwas, das einer FußgĂ€ngerzone mit verschiedenen Hausinhabern fehle: Vermietung aus einer Hand mit Blick auf Branchenmix und QualitĂ€t. Und genau dafĂŒr soll das FlĂ€chenmanagement eine BrĂŒcke sein.

Über den runden Tisch sollen Informationen ĂŒber Mietgesuche und FlĂ€chen unter den verschiedenen Akteuren ausgetauscht werden. „Wenn also jemand im Columbus-Center nicht fĂŒndig wird, können wir ihm vielleicht etwas im Outlet oder in der FußgĂ€ngerzone anbieten“, erklĂ€rt Meyer. Ein erstes Video-Treffen mit Maklern, Hausverwaltern, EigentĂŒmern und Managern habe es bereits gegeben, um Kontakte herzustellen, ein Netzwerk zu schaffen.

Halves-Volmer wirbt fĂŒr Zwischennutzungen, wie es in StĂ€wog-Immobilien bereits mit dem Pop-up-GeschĂ€ftskonzept „Springflut“ umgesetzt wird. „Aber nicht jeder Vermieter will das, weil es auch immer ein bisschen Arbeit macht“, erklĂ€rt sie.

Nach Ansicht von Meyer, der auch das Referat fĂŒr Wirtschaft leitet, mĂŒssen zwei Debatten gemeinsam gefĂŒhrt werden: die Stellschrauben Mietpreise und QualitĂ€t. Werden GeschĂ€fte nur schnell an den nĂ€chsten Interessenten vermietet oder stellt man sich der Frage, welchen Mietermix man in der „BĂŒrger“ haben will? Und zu den Mieten: „In den nĂ€chsten Monaten werden EigentĂŒmer Mieten vorĂŒbergehend absenken mĂŒssen, wenn man weiter Einzelhandel haben will“, macht er deutlich. Doch fĂŒr solche GesprĂ€che sei die Basis Vertrauen. Das brauche Zeit, ergĂ€nzt Halves-Volmer.

Das FlĂ€chenmanagement telefoniert sich nicht nur durch Bremerhaven, sondern fahndet deutschlandweit nach GeschĂ€ften, denen man Bremerhaven schmackhaft machen möchte. Der momentane Erfolg ist ernĂŒchternd. Bislang steht erst ein ExposĂ© online. Der Grund heißt Corona. Selbst Zwischennutzer wie Start-ups und Kunsthandwerker, die vielleicht wegen der ausgefallenen MĂ€rkte ein GeschĂ€ft im Winter als Alternative sehen könnten, scheuten das Risiko. „Mit dem harten Lockdown in Sicht vertrösten uns alle auf das FrĂŒhjahr“, schildert die Stadtmarketing-Expertin, die auch mit allen GeschĂ€ften, deren VertrĂ€ge mit Karstadt zum 31. Januar gekĂŒndigt wurden, Kontakt aufgenommen hat.

FĂŒr TeegeschĂ€ftsinhaber Markus Wesselowsky kommt das FlĂ€chenmanagement zu spĂ€t. Nachdem klar war, dass den Karstadt-Co-Mietern gekĂŒndigt wurde, hat ihm sein jetzt neuer Vermieter das Ladenlokal in der „BĂŒrger“ 48 angeboten. FĂŒr den 1. Februar ist die Eröffnung geplant. „Aber es freut mich, wenn das Thema jetzt in die Hand genommen wird“, sagt Wesselowsky: „Denn ich weiß, dass andere noch nach neuen Standorten suchen.“ (ger)


Artikel drucken    |    Zurück